Montag, 1. Februar 2016

Gut angekommen!

Kaum zu glauben, dass ich erst zwei Tage hier bin, gefühlt ist es schon eine Woche ...

Jedenfalls bin ich gut angekommen und habe mich inzwischen auch schon größtenteils akklimatisiert. Der Flug war ein bisschen hart, vor allem die 11 Stunden zwischen London und Tokio zogen sich ziemlich in die Länge. Da ich die Nacht zuvor kaum geschlafen hatte (letzte Sachen packen, Reisefieber etc.), war der Plan eigentlich, im Flieger die Zeitverschiebung quasi "auszuschlafen". Hat nur bedingt geklappt. Dafür konnte ich mir "The Ant Man" und "Jurassic World" reinziehen.

Nach 20 Stunden Flugzeit kam ich wohlbehalten und dank diverser koffeinhaltiger Heißgetränke halbwegs aufnahmefähig in Fukuoka an. Der Leiter meiner Sprachschule, ein Deutscher, der seit 20 Jahren in Japan lebt, holte mich vom Flughafen ab und begleitete mich im Taxi zur Wohnung. Chikako, meine Vermieterin, war nicht da, aber Hiroki, der auch hier im Haus wohnt, nahm mich in Empfang und erklärte mir alles - in gutem Deutsch, denn er hat als Austauschschüler ein Jahr in der Schweiz verbracht (was man auch an seiner Sprechweise merkt). Er lieh mir auch einen Adapter (dieses Detail ist bei meinen Vorbereitungen irgendwie an mir vorbeigegangen) und bot an, mir noch die Stadt zu zeigen. Ich habe allerdings dankend abgelehnt, weil ich zu müde war.

Ja, und dann war ich erstmal alleine hier in der Wohnung, habe mich noch ein bisschen wachgehalten und auf Chikako gewartet und bin dann gegen 18 Uhr Ortszeit ins Bett - um gestern früh, 13 Stunden später, erfrischt wieder aufzuwachen. Und seitdem sind die Sonne und ich auch wieder im selben Takt.

Das erste Treffen mit Chikako, die dann auch irgendwann aufwachte, verlief sehr herzlich und unkompliziert. Sie spricht eine Art Englisch, genauso wie ich eine Art Japanisch spreche, so dass wir sehr gut miteinander auskommen und uns in diesem Sprachmischmasch erstaunlich gut verständigen können. Sie musste dann auch gleich wieder los, nicht ohne mich aber zu einem Kammerkonzert ihrer Tochter Natsumi einzuladen.

"Born in France, bottled in Japan" - Orangina gibt es auch hier! Da kommen Urlaubs- erinnerungen hoch ...


 Dann hat sie mich in die Obhut ihrer Nachbarin Yoshie übergeben (der Mutter von Hiroki) und ist abgedüst. Yoshie hat mir dann die diversen Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung gezeigt, vor allem den Supermarkt (Die Gerüche! Die Waren! Und alles ausschließlich auf Japanisch beschriftet! Asien pur! - Dazu in einem anderen Post mehr) und mich danach am Bahnhof hier um die Ecke abgeliefert, von wo ich nach Dazaifu gefahren bin, einer kleineren Stadt im Ballungsraum von Fukuoka.

Der Konzertsaal war in einem Wohngebiet, das aus der hier typischen Mischung von kleineren Häusern im mehr oder weniger stark ausgeprägten japanischen Baustil und hässlichen Betonklötzen besteht - die Mischung hat aber was. Das Wetter war frühlingshaft und warm, der Saal war spärlich, aber geschmackvoll eingerichtet (und die Schuhe mussten draußen bleiben), die Musik (Klavier und teilweise Querflöte) war mal temperamentvoll und energiegeladen, mal eher beruhigend, die etwa 25 Besucher/innen waren mir als einzigem Ausländer weit und breit gegenüber größtenteils höflich, aber distanziert, bis auf einige Ausnahmen, die unbedingt mit mir reden wollten, sich mit mir fotografieren wollten und mich als Deutsch- bzw. Englischlehrer buchen wollten - ich habe erst dort so richtig kapiert, dass ich jetzt wirklich in Japan bin. Ja, schwer zu beschreiben.

Nach dem Konzert nahmen Chikako und Natsumi mich noch mit zum Dazaifu Tenman-gū, einem shintoistischen Schrein, der dem zum Gott erhobenen Gelehrten Sugawara no Michizane gewidmet ist. Auch das war sehr eindrucksvoll - die Anlage nimmt ein ganzes Stadtviertel ein und besteht aus dem Hauptschrein, zwei Nebenschreinen, einem Landschaftspark mit Seen, Brücken, wunderschönen alten Bäumen und diversen kleineren Bauwerken sowie einem Häuserviertel, wo die Besucher/innen Essen und Souvenire erwerben können und dies, so meine Beobachtung, auch ausgiebig tun - der Shintoismus ist da sehr pragmatisch und undogmatisch, und Essen zieht bei den Japanern ja sowieso immer - ein Wesenszug, der mir sehr sympathisch ist. Die lokale Spezialität sind Umegae-mochi, Reiskuchen, die mit einer süßen Paste aus Roten Bohnen gefüllt sind - sehr lecker!

 Es war schon etwas dämmrig, als wir von dort weg sind - ich werde auf jeden Fall irgendwann noch einmal nach Dazaifu fahren und mir dann auch mehr Zeit nehmen, um im Park herumzulaufen.

Am Abend habe ich dann noch ein bisschen Japanisch gelernt und mich auf den Einstufungstest vorbereitet, der heute stattfand - zu diesem Thema in einem der nächsten Posts - und bin dann relativ zeitig und relativ kaputt schlafen gegangen. Der ständige Schwall Japanisch, der hier den lieben langen Tag auf mich einströmt, schlaucht dann schon irgendwann. 

1 Kommentar:

  1. Habe mir eben vorgestellt, wie ich İstanbul beschreiben werde: Die Gerüche! Die Waren! Und alles ausschließlich auf Türkisch beschriftet! Türkei pur! *rofl*

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