Donnerstag, 4. Februar 2016

Kulinarisches

Wie ich in einem der früheren Posts geschrieben habe: Essen zieht bei den Japanern immer. Und das kulinarische Angebot hier ist wirklich krass: An jeder Ecke gibt es kleinere und größere Etablissements mit japanischer, chinesischer, indischer, italienischer und sonstiger Küche. Es gibt überall Automaten, wo man sich Heiß- und Kaltgetränke, aber auch einfache Gerichte wie Suppen etc. rauslassen kann. In den Supermärkten und an Straßenverkaufsständen gibt es Bentō - fertige Mahlzeiten, warm oder kalt, in Plastikschachteln. Das kann Sushi sein, Reis mit Gemüse und Ei, diverse raffinierte Fleisch- oder Fischgerichte mit verschiedenen Beilagen ... Ein Angebot, das vor allem die sararymen (Angestellten) für ihre Mittagspause nutzen. Und Essen kann erstaunlich günstig sein: Schon für 400 Yen (ca. 3 Euro) bekommt man eine vollwertige Mahlzeit.

Es gibt in Japan sogar ausgesuchte Klassiker der deutschen Küche, wie ich heute feststellen konnte, als ich mit meinen beiden Mitschülerinnen nach dem Unterricht noch auf der Suche nach einem guten und preiswerten Sushi-Restaurant durch die Innenstadt gezogen bin:

Döner in Fukuoka: Dort werde ich eine meiner nächsten Mittagspausen verbringen!
 Ja, Mythos Sushi: Natürlich war ich neugierig darauf, wie das Sushi in Japan schmeckt. Besser als in Deutschland? Und um diese Frage zu beantworten, habe ich weder Kosten noch Mühen gescheut, und habe gründlich, wie ich nun mal bin, bisher (Stand: 5. Tag in Japan) dreimal Sushi gegessen. Davon einmal in der Form von Bentō aus dem Supermarkt (mit Tofu und Gemüse) und zweimal in einer der diversen Sushi-Ketten, so richtig mit Laufband und alles vollautomatisiert und lustigen Pling-Geräuschen, wenn das über einen Touch-Screen bestellte Essen an den Tisch befördert wurde.

Und nun kann ich schon mal zwei Ergebnisse als Zwischenstand meiner Recherchen festhalten:

1) Ja, das Sushi ist besser als in Deutschland, auch in den Ketten, wo ein Teller mit zwei Nigiri 100 Yen (ca. 75 Cent) kostet! Vielfältiger, mit anderen und geschmacklich interessanteren Zutaten ... Mehr gibt es zu diesem Aspekt eigentlich nicht zu sagen. Frage beantwortet.

2) Sushi-Kette ist nicht gleich Sushi-Kette. Da gibt es durchaus Unterschiede, die einem hungrigen, aber unerfahrenen Neuling wie mir das Schmausen in diesen Etablissements zu einer Herausforderung machen können. Letzeren Aspekt möchte ich im Folgenden etwas weiter ausführen:

Ich habe eine Tandempartnerin gefunden (mehr dazu in einem eigenen Post - der Post zum Thema "Wie läuft es eigentlich mit dem Japanischlernen?" ist langsam wirklich überfällig), und die hat mich und ihre Kinder zum Abschluss unseres ersten Treffens noch zum Essen in ein Sushi-Kado-Restaurant (Kette) ausgeführt. Und das war auch gut, denn ohne fachkundige - sprich: japanische - Begleitung hätte ich mich wahrscheinlich das erste Mal komplett zum Deppen gemacht. Aber jetzt weiß ich so halbwegs, wie es funktioniert: Man geht rein, meldet sich beim Empfang, bekommt einen Tisch zugewiesen und eine Karte mit Strichcode, auf der, so meine Vermutung, die Tischnummer gespeichert ist. Der Tisch befindet sich dann direkt am Band (genauer gesagt: an den Bändern, denn es gibt deren zwei, und zwar übereinander). Auf dem unteren laufen die Teller mit Sushi in allen möglichen und unmöglichen Variationen vorbei, und man nimmt sich von dort einfach, was einen anspricht. Sollte der Tisch geostrategisch ungünstig gelegen sein - sprich: die anderen Gäste an den Tischen vorher nehmen sich immer schon die interessanten Sachen runter - , kann man sich alle Gerichte auch über einen Touch-Screen bestellen, über den jeder Tisch verfügt. Dort findet man auch Gerichte, die nicht auf dem unteren Band laufen - Suppen, Getränke, Nachtische etc. Diese Sachen werden dann nach Bestellung über das obere Band geliefert und stoppen zielgenau vor dem Tisch. Man nimmt sie sich runter, drückt einen Knopf, und die Transportbehälter schießen wieder zurück in die Küche. Cooool!

Leere Teller schiebt man in einen seitlich angebrachten Schlitz. Der Preis der Gerichte wird so automatisch abgerechnet. Geschirr und Besteck, diverse Soßen und Gewürze sowie Grünteepulver und fließend heißes Wasser befinden sich an jedem Tisch und sind im Preis inbegriffen. Man sollte - zumindest, wenn man sich in der Begleitung von Japanern befindet - darauf achten, nicht die falsche Soße zum Sushi zu erwischen (die Flaschen sind natürlich nur Japanisch beschriftet, und was die zweite Soße war, die ich mir irrtümlicherweise eingegossen habe und die mir dann entrissen wurde, weiß ich immer noch nicht, denn ich habe das Kanji bisher noch nicht in meinem Wörterbuch gefunden ...)
Ebenfalls sollte man das Wissen der japanischen Begleitung nutzen und sich ein paar Sachen bestellen lassen, denn so kann man viel Neues entdecken: Sushi mit einer Art Kraut, das sich auf den zweiten Blick als kleine Fischchen herausstellte und angenehm knusprig ist, verschiedene Fischsorten - meine persönliche Neuentdeckung ist katsuo (Bonito-Fisch, eine Tunfischart) und die diversen Nachtische.

Mit diesem Vorwissen ausgestattet, wagte ich mich heute, gemeinsam mit meinen beiden Kolleginnen aus dem Japanischkurs, ein weiteres Mal in ein solches Sushi-Restaurant (ebenfalls Sushi-Kado) - und sollte einige Unterschiede bemerken: Dort muss man im Eingangsbereich auf einem Touch-Screen eintippen, zu wievielt man ist und ob man einen Tisch will oder einen bzw. mehrere nebeneinanderliegende Einzelplätze, und bekommt dann eine Wartenummer. Hier mussten wir einen der wartenden Einheimischen um Unterstützung bitten, denn leider reichten unsere gesammelten Japanisch-Kenntnisse noch nicht aus, und einen Knopf zum Umschalten auf Englisch fanden wir nicht.

Tentakeln (?); Das Grünliche ist ein Minzeblatt, das unter  dem Fisch liegt. Man kann so was schon mal essen ...
Irgendwann wird dann die Nummer aufgerufen - wobei "teburu" ("table") und Einzelplatz anscheinend getrennte Systeme sind, denn als die Kellnerin unsere Wartenummer aufrief und ich zu ihr dackelte, stolz wie Oskar, dass ich die Zahl verstanden hatte, wurde ich mit einem serviceorientierten Lächeln zurückgeschickt - , und man wird zum Platz geleitet.

Geschirr und Besteck (= Stäbchen) am Platz, Grünteepulver + Hahn mit heißem Wasser und diverse Soßen/Gewürze ... alles wie gehabt. Auch der Touchscreen, der sich sogar auf Englisch umschalten lässt, was die Sache doch wesentlich erleichtert. (Ist das hier überall so, also auch in dem Ding, in dem ich gestern war? Das gilt es wohl als Nächstes rauszufinden.)

Ja, und dann kann geschlemmt werden. Hier läuft allerdings nur ein Band, von dem man sich einfach Teller mit Sushi runternehmen kann. Zusätzlich kann man über den Touchscreen bestellen, und die Sachen kommen dann auf dem Band auf andersfarbigen Tellern.

Kurz bevor die Bestellung dann vorbeifährt, wird man per Plingpling und einer Bandansage vorgewarnt - dasselbe passiert natürlich auch an den anderen Tischen, weshalb die Geräusch-kulisse insgesamt gewöhnungsbedürftig ist. Und umgekehrt heißt es, dass man rote Teller nicht nehmen darf, denn da sind dann Bestellungen von anderen Gästen drauf. Bestellte Getränke werden vom Servicepersonal an den Tisch gebracht.
Die Teller werden hier nicht durch einen Schlitz entsorgt, sondern auf dem Tisch gestapelt. Will man gehen, ruft man über den Touchscreen eine Bedienung, die dann die Teller zählt. Nach Anzahl und Farbe der Teller bemisst sich dann der Preis, der auf einer Chipkarte gespeichert wird. Diese bekommt man ausgehändigt, geht zur Kasse und zahlt.

Es war auf jeden Fall wieder superlecker, aber jetzt reicht es auch mal wieder mit Sushi, und ich werde mich auf die anderen Feinheiten der japanischen Küche stürzen: Ramen, Udon, Walfleisch ... (Da diesen Blog vielleicht irgendwann nicht nur Leute lesen, die mich persönlich kennen, füge ich mal vorsichtshalber hinzu: Das war Ironie! Alles gut! Ich bin Greenpeace-Fördermitglied und so!) 

Bei meinem Entdeckungszug durch die japanische Küche weiß ich allerdings eines ganz genau: Was ich definitiv nicht mehr kaufen werde, ist Natto. Für diese japanische Spezialität werden Sojabohnen gekocht und danach durch die Zugabe eines Bakteriums fermentiert, so dass sich um die Bohnen eine konservierende Schleimschicht bildet. Und das Ergebnis dieses Prozesses sieht dann folgendermaßen aus: 



Und wie schmeckt das Ganze? Eigentlich recht harmlos. Im Sinne von: Ich persönlich kann dem Geschmack nichts Besonderes abgewinnen, aber er ist auch nicht ekelhaft, und wenn ich irgendwo zu Gast bin und es Natto gibt, werde ich mich auf keinen Fall blamieren. Einfach die Schleimfäden ausblenden, die einem beim Essen um den Mund hängen, und hau wech das Zeuch ...

Also, ich würde es mal so sagen: Natto finde ich vor allem aufgrund des Aussehens und der starken Geruchsentfaltung eher gewöhnungsbedürftig. Wie soll ich das beschreiben? Eine Mischung aus Karamell, Kaffee und ranzigem Käse vielleicht ... Und das Aussehen spricht wohl für sich.

Ich habe mir das Zeug gleich an meinem ersten Tag hier gekauft, weil ich es unbedingt mal ausprobieren wollte - die ganzen Schauergeschichten, die ich darüber gelesen habe, haben mich neugierig gemacht. Es war ein Dreierpack - das heißt, ich habe noch zwei Packungen im Kühlschrank liegen (und der Rest der ersten Packung liegt, doppelt in eine Plastiktüte eingewickelt, immer noch im Mülleimer in meinem Zimmer - Müllentsorgung ist hier in Japan auch so ein Thema ...)

Eine meiner Kolleginnen aus dem Japanischkurs erwähnte heute, dass sie unbedingt mal Natto probieren will. Uneigennützig, wie ich bin, habe ich angeboten, ihr die Packungen bei Gelegenheit mitzubringen ...


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