Montag, 8. Februar 2016

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil ...

... wie ich mal wieder gemerkt habe, als ich am Samstag auf der Suche nach einem bestimmten Café war, um mich nach einem dort regelmäßig stattfindenden Spieletreff zu erkundigen. Adressen sind in Japan ein bisschen kompliziert, wenn man als Unbeleckter so wie ich auf der Suche nach einem bestimmten Haus ist. Die in Europa üblichen Strategien funktionieren nämlich nicht: Kleinere Straßen haben keine Namen, Straßenschilder gibt es nur an den Kreuzungen großer Straßen, und die Häuser tragen keine Nummern. Das nur, um die Problematik kurz zu umreißen. Für nähere Infos siehe z. B. Wikipedia.

Um die Orientierung zu erleichtern, gibt es an Kreuzungen und anderen markanten Punkten Umgebungspläne. Die sehen dann so aus:


Die Dinger sind nicht genordet, sondern hängen nach Blickrichtung. Hab ich zumindest in einem meiner schlauen Japanvorbereitungsbücher gelesen. Und das kommt auch hin. Wenn mehrere davon nebeneinander hängen, muss man sich allerdings erstmal auf jedem orientieren, welche Blickrichtung jetzt eigentlich gemeint ist. Die kann nämlich auch mal abweichen. Das meinte ich zumindest vorgestern geschlussfolgert zu haben. Roter Pfeil mit der Aufschrift "Sie befinden sich hier" oder Ähnliches? Fehlanzeige.

Na ja, ich habe mich jedenfalls etwa 10 Minuten mit diesem Plan beschäftigt, ohne zu irgendeinem Ergebnis zu kommen. Auf dem Plan sind anscheinend die diversen mehrstöckigen Gebäude der Umgebung eingezeichnet, und es ist auch vermerkt, in welchem Stock welches Unternehmen/Büro/Restaurant/Café etc. ist. Viele der Bezeichnungen sind in Katakana, d. h. ich hatte eine realistische Chance, diese Nuss zu knacken - dachte ich. Ich habe also ein paar Sachen entziffert, sie mir eingeprägt und bin dann ein paar Meter die Straße auf und ab, um das Ganze mit den Schildern an den Hauseingängen bzw. irgendwelchen Reklamebannern zu vergleichen. Ergebnis: nada - Wirklichkeit und Plan stimmten einfach nicht überein. Und ich weiß bis jetzt nicht, wo der Denkfehler war. Der Plan sieht etwas älter aus - vielleicht werden schneller neue Geschäfte eröffnet, als das Ding aktualisiert wird?

Auch wenn ich ab einem gewissen Punkt versucht habe, das Ganze einfach nur noch als eine Art Leseübung zu sehen, war ich dann doch irgendwann ziemlich angenervt. Vor allem, weil meine Frustrationstoleranzakkus in Bezug aufs Japanischlernen nach der ersten Woche hier sowieso im roten Bereich waren.

Ich habe das Café dann letztendlich doch ohne Plan gefunden - die Werbeaufschrift war kleiner als erwartet, so dass ich sie beim ersten Vorbeilaufen übersehen hatte. Es befindet sich genau da, wo es laut Google Maps sein sollte.

Es ist einfach immer wieder krass, wie eingeschränkt man ist, wenn man nur einen Bruchteil lesen, geschweige denn verstehen kann bzw. Geschriebenes nicht in annehmbar kurzer Zeit erfassen kann.

Das Viertel, wo sich der Plan sowie besagtes Café befinden, liegt in der Nähe meiner Sprachschule. Heute bin ich gleich nach dem Unterricht auf direktem Weg zum Café, weil dort ein Spieletreff stattfand. Aber in den nächsten Tagen schaffe ich es sicher, nochmal zu dem Plan zu gehen - ich muss einfach wissen, wie diese Dinger funktionieren.

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